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Des Teufels Apokryphen
Zu jeder Geschichte gibt es zwei Seiten
von John A. De Vito

Aus der Einführung:

Hier sind die Worte, die wahren Worte, wie ich sie gesammelt habe. Zweifle, wenn Du willst, denn der Beweis liegt im Glauben und nicht im Greifbaren. Lach, wenn Du must, aber wisse auch, dass ein noch kälteres Lachen durch das Weltall hallt.
Denn hier liegt die Geschichte, die meine Seele verdorren ließ. Eine Geschichte, die die Menschheit lächerlich macht und alles Menschliche.
Du wirst ihre Wahrheit spüren.
Obwohl der Verstand sich abwenden wird, das, was im Kern des Herzens wohnt, wird kein Ablehnen dulden. Höre zu oder nicht, aber wenn Du nicht zu-hörst, wisse, dass Du verloren bist. Ich wurde aus den vielen ausgewählt, um diese Geschichte zu enthüllen. Die Geschichte des Gefallenen.
Beachte diese Worte, denn unter den Kriegsbeuten ist der größte Schatz der, die Erlaubnis zu erhalten, die Geschichte des Kampfes zu erzählen. Und es ist die Geschichte des Siegers. Darum ist die Wahrheit dadurch vergiftet. Doch nach Jahren, Jahrhunderten, Jahrtausenden, wer mag dem noch widersprechen, was am meisten erzählt wurde?
Also, hör mich an! Wovon Du glaubst, dass es wahr ist, ist falsch. Wovon Du dachtest, es sei richtig, ist falsch. Mir und einigen wenigen Auserwählten wurde die Gnade des Wissens vom Hüter der Wahrheit zuteil. Ein Wissen, das Er versuchte, uns einzupflanzen seit der Morgendämmerung unserer Erschaffung. Dafür wurde er immer verleumdet. Dafür hat man uns immer erzogen, ihn zu fürchten und sogar zu hassen und alle seine Worte als Lügen zu denunzieren.
Ich sage Dir jetzt: so ist es nicht.
Auch ich glaubte einst, was Du glaubst. Auch ich habe ihn einst verdammt, gehasst und gefürchtet – ihn, der in der Dunkelheit lebt. Denn ich trug das Kreuz aus Gold und folgte dem Vater Deiner Kirche so wie Du es tust. Aber Dein Hirte, dieser Erlöser, dieses Christuskind, ist der wahre Vater der Lügen. Denn er ist das einzige echte Böse, der, den ihr DAS LICHT nennt.
Seitdem habe ich ihn angeprangert und alles, was er heilig nennt. Ich habe sein Buch der Lügen verbrannt und mein Kruzifix in das tiefste Meer geworfen. Die Kleider meiner Ignoranz habe ich als Asche in seinem Haus der Lügen verteilt.
Aber hör mich an! Es ist noch Zeit! Wir können uns von dem Leid befreien, das dieser falsche Prophet uns aufgezwungen hat. Denn ich kenne die wahre Geschichte, die wirklichen Ereignisse.
Ich weiß, dass sie wahr sind, denn sie sind wahr. Du wirst es in Deinem Herzen spüren. Du wist es mit Deiner Seele wissen. Und Du musst zuhören. Um Deiner Selbst willen. Um Deiner Kinder willen. Um der Menschlichen Rasse willen.
Der, Der Hinausgeworfen Wurde, war der Hüter der Wahrheit. Es war immer so. Lehrt uns das Buch der Lügen nicht, dass Er es war, der uns das Wissen brachte? Dass Er riet, die Frucht zu essen und so der Frau die Erkenntnis über ihre Nacktheit gab? Und war sie denn nicht nackt? Hat denn der Mächtige nicht die Frau bestraft und alle, die nach ihr kamen, dafür dass sie ihre Nacktheit und Schande verhüllte?
Und wer von Euch kann aufrichtig sagen, dass die Wahrheit böse ist, dass sie falsch ist? Warum sollte ein wahrer Gott das Wissen verstecken? Steht nicht geschrieben, dass der Allmächtige uns das Recht zu wählen gab?
Aber wie kann man wählen, wenn man nicht das rechte Wissen hat? Und wenn diejenigen, die sich entschieden haben, nicht seinem Weg zu folgen, dazu verflucht sind, die ewige Verdammnis zu erleiden, wozu soll dann dieses Recht zu wählen gut sein?
Das ist kein freier Wille! Das ist Tyrannei, geboren aus kindischem Verhalten und Engstirnigkeit. Das ist nicht die göttliche Führung eines Gottes – es ist die barbarische Laune eines Verrückten. Freier Wille wird geboren aus wahrer Wahlfreiheit, nicht aus böswilligen Ultimaten.
Stell Dir diese Welt vor, wenn die Frau nicht von der Frucht gegessen hätte. Sieh uns bildlich vor Dir, eine Rasse von ignoranten Schafen, deren einziger Zweck wäre, den Hirten anzubeten. Alles, was wir zum Leben brauchen, würde uns gegeben. Eine Welt ohne Schmerz und Leid, kein Bedarf für Kreativität oder Intelligenz. Wir bräuchten nur gehorchen und alles zu tun, was uns gesagt wird. Denn jede Richtung würde schreckliche Verfolgung nach sich ziehen.
Frag Dich also selbst: welchem Zweck würde Deine Ignoranz dienen? Warum sollte ein Gott wollen, dass seine Subjekte ignorant, schwach und nutzlos sind? Nun, ein solches Volk könnte leicht manipuliert und kontrolliert werden, oder nicht?
Also, all Ihr Ungläubigen, folgt dem Herrn oder werdet in das ewige Feuer geworfen und fühlt das Sengen Eures Fleisches – bis in alle Ewigkeit.
Oh, ist das Brennen dieser „Niederträchtigen“ – unschuldige Männer, Frauen und Kinder – nicht etwas Scheußliches? Man muss sich fragen, ob dieser Vater nicht seine Möbelstücke schon in diesem Moment anschürt, als Vorbereitung darauf, die menschliche Rasse in das Zeltlager des Horrors zu führen. Lachend, während die Schmerzensschreie die Kehlen der armen, irre geleiteten Kinder zerreißen.
Aber schließlich hatten sie ihre Chance – oder etwa nicht?
Ich kann ihn jetzt sehen, seine Hände hoch streckend, während die Flammen hoch züngeln und den Geruch von verbranntem Fleisch hervorbringen, lüstern singend: „Brennt, meine Kinder, brennt!“
Denn das ist das Vermächtnis derer, die es wagen, den freien Willen zu üben, der ihnen gegeben wurde. Oder so wird uns zumindest glauben gemacht. Denn mir wurde die Wahrheit gegeben, die hinter den Lügen dessen liegt, den Ihr den Vater nennt.
Dieser Vater möchte, dass Du glaubst, dass Du ein Paradies verlieren könntest. Wenn wir nur nicht von diesem schrecklichen Baum gegessen hätten. Diese kleine Kostprobe vom Wissen zahlte er uns mit Krankheit, Schmerz, Hunger, Brutalität, Sterblichkeit und Ursünde heim.
Eine kleine Überreaktion vielleicht?
Aber schließlich leiden wir, weil wir das wollten, was die Schlange uns angeboten hat. Und war der Allmächtige nicht stocksauer wegen dieser Entdeckung? Wenn ich seine angebliche Allwissenheit in Betracht ziehe, wie kommt es, dass er nicht alles im Voraus wusste? Hätte er nicht vorher gewusst, wo die Frau hingeht, was sie gerade tun würde? Hätte er sie nicht aufhalten können, ermahnen? Hätte er ihr nicht von den Folgen sagen können, die für sie und alle nach ihr kommen würden? Naja, vielleicht war er gerade nicht in der Stimmung dafür.
Oh, wenn nur die Frau es nicht getan hätte! Dann wäre unser Leben perfekt und schmerzfrei gewesen. Ja, eine Welt ohne Leid. Aber auch ohne Aussicht auf Fertigkeiten, kein Ehrgeiz, kein Kampf. Und weder Liebe noch Verlangen.
Denn sagt das Buch der Lügen nicht, dass es einen Ausgleich geben muss, eine Harmonie in allem? Nichts Gutes ohne das Böse, keine Schöpfung ohne Zerstörung, keine Liebe ohne Hass?
Aug um Aug, Zahn um Zahn: Es muss ein Gleichgewicht herrschen. Kein Geben ohne Nehmen, und kein Nehmen ohne Geben. Denn selbst wenn wir die andere Wange hinhalten, müssen wir Misshandlung erleiden und doch Mitgefühl geben.
Wir wissen diese Dinge. Ohne die Fähigkeit, etwas für uns zu tun, zu lernen, zu wachsen, welchem Zweck würde das Leben dienen? Unser Geist würde verkümmern und zu Staub zerfallen. Du nennst das Paradies, diese Verlorene Welt von Eden? Ich sage Dir, das ist sie nicht. Sie ist lebendiges Totsein, eine perverse Existenz. Warum sollte sich ein Gott so etwas wünschen? Wozu wäre eine Rasse gut, die keinen anderen Zweck hat, als seine Größe zu loben?
Stell es Dir vor: Ein Leben der totalen Unterwerfung und Knechtschaft. Alles für ihn, den Hirten. Und wir, ein Haufen von nutzlosen, bedauernswerten Geschöpfen. Weniger wert als Schafe. Weniger als lebendig, nur existierend durch die Gnade einer übergeordneten Kraft. Ist es nicht eine Ironie, dass es die Pflicht eines Hirten ist, seine Herde zu beschützen bis zu dem Tag, an dem sie geschlachtet werden soll?
Ich verfluche dieses Bild, und das solltest Du auch. Wir sollten mehr für uns und unsere Kinder verlangen. Ein Leben in Sklaverei ist ein Leben in der Hölle, ganz egal wer der Herr ist. Ich bin mehr wert als solch ein Eden, und ich will das Eden nicht.
Denn dieser Garten Gottes ist die Verdammnis.
Die, die von der Frucht aß, verdient unsere Verehrung, nicht Verdammung. Niemals in der ganzen Menschheitsgeschichte gab es eine Handlung, von der die Menschliche Rasse mehr profitierte.
Mein ganzes Herz ist mit Liebe für Dich angefüllt, Frau der Erkenntnis. Geheiligt werde Dein Name!
Und genau wie bei der Frau, wurde auch meine Ignoranz gebrochen durch das Geschenk der Erkenntnis. Denn genau wie sie bekam ich Besuch von dem gefallenen Engel.
Er kam zu mir in einer Nacht, die so kalt und dunkel war wie Onyx. Ich war allein, warm und geschützt durch die Erfindungen des modernen Menschen gegen die Elemente. Ich schlief den tiefen Schlummer bar aller Träume. Da war kein Geräusch, keine Bewegung. Nichts, von dem man etwas wahrnehmen konnte. Daran erinnere ich mich genau.
Ich erinnere mich deswegen, weil ich da seine Gegenwart spürte. Zuerst wusste ich nicht, wer oder was es war, aber ich wusste auch, dass mein Ruf an das Bewusstsein nicht von etwas Natürlichem stammte.
Durch die Furcht, die unserer Rasse in zahllosen Jahrtausenden eingeimpft wurde, kauerte ich wie ein ungeborenes Kind. Ich nahm die Vorgeburtshaltung ein, und versuchte Trost in diesem Rückentwickeln zu finden. Ich erinnere mich genau daran, wie bedächtig ich meine Glieder heranzog. Ich fühlte – ich wusste – dass kein zartes, lebendes Körperteil entblößt oder verwundbar bleiben durfte. ...


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